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Dossier 1/3

DIE ZUKUNFT DER BERGGEBIETE


Der Klimawandel, der in der Wintersaison zunehmend spürbar wird, und der starke Konkurrenzdruck stellen die alpinen Wintersportorte vor eine ungewisse Zukunft. Wir werfen einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen und die vielversprechendsten Lösungsansätze.

Géographe, chercheur en tourisme et enseignant à la Haute École de gestion de la HES-SO Valais, Rafael Matos-Wasem fait le point sur les défis du tourisme alpin.

«Die Sommer werden immer heisser. Somit werden die Berge zu einem interessanten Urlaubsziel.»

 

Welchen Herausforderungen sieht sich der Tourismus im Alpenraum gegenüber? Wie muss er sich neu erfinden, um attraktiv zu bleiben? Die Wintersaison wird immer kürzer und unkalkulierbarer. Um ihre Zukunft zu sichern, müssen die Ferienorte daher auf den Rest des Jahres setzen. Gespräch mit Rafael Matos-Wasem, Geograf, Tourismusforscher und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft der HES-SO Wallis.

 

 

Trotz einer positiven Bilanz der Wintersportorte in der letzten Saison wird in der Schweiz immer weniger Ski gelaufen. Laut dem Bundesamt für Sport konnten in den 1980er-Jahren schätzungsweise 80 % der Einwohner Skilaufen. Heute sind es nur noch etwas mehr als ein Drittel. Wie ist dieser Rückgang zu erklären? 

Die Gründe sind vielfältig. Für den Rückgang sind insbesondere wirtschaftliche Faktoren verantwortlich. Ein Teil der heutigen jungen Generation hat weniger Lust auf Ski und Wintersport im Allgemeinen, da dies sehr teuer geworden ist. Ich habe beispielsweise gelesen, dass ein Wochenabo in Sankt Moritz in den 1970er-Jahren um die 200 Franken kostete. Heute hat sich der Preis mehr als verdoppelt. Natürlich sind die Einkommen in der Zwischenzeit gestiegen, aber nicht in dem gleichen Mass. Es gibt zwar den relativ günstigen Magic Pass, der übrigens sehr beliebt ist, aber damit sich das Abo rechnet, müssen die Nutzer eine Mindestanzahl an Tagen pro Saison Ski laufen. Und dann erklärt sich die sinkende Zahl an Skiläufern ebenfalls durch den wachsenden Ausländeranteil in der Schweiz. Denn viele von ihnen kennen diese Sportart aus ihren Herkunftsländern nicht.

 

«Im Grunde genommen kehren wir zum Modell der Anfänge des modernen Tourismus im Alpenraum zurück. In früheren Zeiten fuhren die Menschen nur im Sommer in die Berge.»

 

 

Auf den Strassen, an den Skiliften oder auf den Pisten entsteht jedoch nicht der Eindruck, dass die Wintersportorte leerer werden … 

Diese Beobachtung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Saison heute kompakter ist. Da an immer weniger Tagen Schnee in den Skigebieten liegt, fängt die Skisaison später an und endet früher. So konzentriert sich der allgemeine Run auf kürzere Zeiträume. Auch darf nicht vergessen werden, dass die modernen Skilifte eine höhere Kapazität haben und schneller sind als in den 1980er-Jahren. Die Menge zirkuliert schneller und erscheint dadurch konzentrierter. Ausserdem ist das Angebot im Gebirge auch im Winter vielfältiger geworden und zieht viele Menschen an, die andere Freizeitmöglichkeiten fern der Pisten wahrnehmen.

 

Ist der Rückgang beim Skilaufen also auch durch das vielfältigere Freizeitangebot zu erklären?

Absolut. Die Sportart hat durch zahlreiche andere Sport- und Freizeitaktivitäten Konkurrenz bekommen, die sich im Flachland entwickelt haben und das ganze Jahr über betrieben werden können. Und dann gibt es noch das digitale Angebot und die Online-Spiele, die besonders bei der jungen Generation äusserst beliebt sind. Auch Billigflüge spielen eine Rolle, denn für kleines Geld lockt ein Kurz- oder Wochenendtrip ins europäische Ausland. All diese Aspekte zusammengenommen haben zwangsläufig Auswirkungen auf den Skisport.

 

Werden die Berge im Sommer beliebter? 

Ja, einige Destinationen in hügeligen Gebieten und in den Mittelgebirgen sind im Sommer inzwischen beliebter als im Winter. Doch das ist nicht die gleiche Art von Fremdenverkehr. Im Sommer werden eher Ausflüge unternommen. Von solchen Tagestouren profitieren die verschiedenen Wirtschaftsakteure einer Region jedoch weniger stark. Die Sommersaison reicht folglich nicht überall aus, um die sinkenden Besucherzahlen im Winter aufzufangen. Doch anhand der Zahl der Hotelübernachtungen lässt sich in manchen Wintersportorten immerhin ein neues Gleichgewicht feststellen. Im Grunde genommen kehren wir zum Modell der Anfänge des modernen Tourismus im Alpenraum zurück. 

 

Was heisst das?

In früheren Zeiten fuhren die Menschen nur im Sommer in die Berge. Denn die Hotels und Gasthöfe hatten keine Zentralheizung und die Verkehrswege führten nicht bis in die Höhenlagen. Um den Touristen Freizeitaktivitäten im Winter anbieten zu können, mussten zuerst Bergbahnen entwickelt werden. Zunächst wurden Skier in den skandinavischen Ländern genutzt, und zwar für die Arbeit und den Warentransport. Es waren wohl die Engländer, die sich in den Schweizer Alpen als erste Bretter unter die Füsse schnallten. Auch wenn der Skisport laut anderen Berichten auf einen Priester aus Saas-Fee zurückgehen soll … 

 

«Er setzt zwangsläufig einen Teil der Fauna und der Natur unter Druck, da es immer weniger ruhige Zeiten gibt.»

 

Wie sah der Tourismus im Alpenraum in seinen Anfängen aus?

Anfangs kamen meist Individualreisende. Es war ein kleines Abenteuer. Der Engländer Thomas Cook war der erste, der schon ab 1863 organisierte Reisen in die Schweiz anbot. Bei seinen Pauschalreisen war alles inbegriffen: die Mahlzeiten, die Fähre über den Ärmelkanal, die Kutschen, der Zug, die Wanderungen, der Reiseführer und das Hotel. Anfangs hatte dieser Geistliche bei sich vor Ort kleine Sonntagsausflüge auf die Beine gestellt. Der Sonntag war damals der einzige freie Tag in der Woche. Dieses Angebot richtete sich zunächst an die Arbeiter, um sie vom Alkohol loszueisen und sie dazu zu bewegen, seine Predigt zu hören. Die Ausflüge von Thomas Cook hatten Erfolg. Also begann er, ein Format für längere Auslandsreisen, etwa in die Schweiz, zu entwickeln. Die Alpen waren also ursprünglich ein Sommerreiseziel und seit einigen Jahren werden sie in gewissem Mass wieder zu einer Sommerdestination.

Zurück in die Gegenwart. Welche Orte haben sich als erste neu erfunden und ihr touristisches Angebot auf alle vier Jahreszeiten ausgedehnt?

Die ersten Wintersportorte, die sich dazu gezwungen sahen, waren die in den niedrigen und mittleren Lagen, wie beispielsweise der Moléson, Charmey (FR) und Veysonnaz (VS). Neben dem Skisport bieten sie zahlreiche weitere Aktivitäten wie Rundwanderwege, Schwimmbäder, Mountainbiking, Sommerrodelbahnen und Klettersteige. Seit langem wird vom Vier-Jahreszeiten-Tourismus als Wundermittel gesprochen. Aber das Problem ist nach wie vor die Zwischensaison.

 

Warum?

Zum einen, weil am Ende des Frühjahrs und zu Beginn des Herbstes neue Gewohnheiten etabliert werden müssen. Denn in diesen Zeiten zog es bislang nur wenige Menschen in die Berge. Das erfordert Kreativität und die Entwicklung attraktiver Angebote. Es ist aber schwierig, Personal ausserhalb der Hauptsaison zu finden und Möglichkeiten auszuarbeiten, damit das Personal hier über einen längeren Zeitraum bleiben kann. Einige Regionen haben sich zusammengetan, um das zu erreichen. Das trifft beispielsweise auf die Kantone Graubünden und Tessin zu. Sie haben das so geregelt, dass ihre Beschäftigten im Winter an den Graubündener Skiliften arbeiten und im Sommer in der Tessiner Hotellerie.

 

Welche Auswirkungen hat dieser ganzjährige Tourismus auf die Alpenlandschaft?

Er setzt zwangsläufig einen Teil der Fauna und der Natur unter Druck, da es immer weniger ruhige Zeiten gibt. Einige Spannungen treten auch zwischen den Nutzern auf, insbesondere zwischen Wanderern und Mountainbikern, die häufig auf denselben Strecken unterwegs sind. Die wachsenden Besucherzahlen in den Sommermonaten werfen auch Fragen nach der Mobilität auf, insbesondere der individuellen. Und auch Fragen nach den Wasserressourcen, die bereits jetzt stark von der Landwirtschaft, der Viehzucht, den Ferienhäusern und -wohnungen und dem derzeitigen Tourismus beansprucht werden.

 

Wie sehen Sie die Zukunft des Tourismus im Alpenraum?

Die Kluft zwischen den Ferienorten in niedrigen und mittleren Lagen und denen in den Höhenlagen wird im Winter immer grösser werden. Doch das restliche Jahr ist gewiss für all jene sehr interessant, die es verstehen, ihr Angebot umzustrukturieren. In der Ebene werden die Sommer immer heisser und trockener. Die Berge bieten da eine willkommene Abkühlung und können sich als interessante Destination durchsetzen. Die Ferienorte, denen es gelingt, ein abwechslungsreiches Angebot auf die Beine zu stellen, werden sich behaupten können.