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Der vom japanischen Architekten Shigeru Ban entworfene neue Hauptsitz von Swatch in Biel (BE) soll die ökologische Wende der Uhrenmarke zum Ausdruck bringen. Die imposante Konstruktion aus Holz und Glas überrascht durch ihre organischen Formen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Die beeindruckende ökologische Wende von Swatch im Seeland

Eine imposante Holzgitterkonstruktion und Tausende von Waben, die sich beständig an die Wetterbedingungen anpassen: Mit seiner organischen Form aus der Feder des Architekten Shigeru Ban überrascht der neue Hauptsitz von Swatch in Biel (BE) in der Welt der Uhren, die eigentlich die Geradheit liebt. Er transportiert auch auf seine Weise die ökologische Wende der Marke, die ihren Erfolg dem Kunststoff verdankt.

Eine Schlange, das Ungeheuer von Loch Ness oder eine Art Arm. Jeder sieht etwas anderes in dieser beeindruckenden Struktur aus Holz und Glas, die sich am Ufer der Schüss in Biel (BE) in der Sonne räkelt. Der 2019 eingeweihte neue Hauptsitz von Swatch beherbergt die Büros von Swatch International und Swatch Schweiz und zieht im GurzelenQuartier unweigerlich die Blicke auf sich. «Diese Form überrascht in der Welt der Uhren. Das entspricht sehr gut dem Geist unseres Unternehmens», meint Carlo Giordanetti, Creative Director von Swatch Management. Dieses organische, geschwungene Werk des Architekten Shigeru Ban (Seite 35) überragt mit seiner riesigen Öffnung die Strasse Nicolas G. Hayek, die nach dem Gründer der Swatch Group benannt ist. Letzterem ist die Fusion zweier Uhrenkonzerne im Jahr 1983 zu verdanken, denen insbesondere Omega, Tissot und Longines gehörten. Zwei weitere Bauten, die ebenfalls aus der Feder von Shigeru Ban stammen, verkörpern diese Unternehmensgeschichte, nämlich die Cité du Temps, die über eine Fussgängerbrücke mit dem neuen Hauptsitz verbunden ist, und die neue Omega Manufaktur. Der rechtwinkligen Architektur derLuxusmarke entspricht die organische und bewegte Perspektive von Swatch. «Es ging darum, die Verbindung zwischen diesen beiden Welten zu zeigen und dabei deren jeweilige Identität zu wahren», bemerkt Carlo Giordanetti, der Zeuge der Umsetzung des Projekts mit einer Bauzeit von fast fünf Jahren war.

OFFENE RÄUME

Wer durch die riesige Glasfront in die Eingangshalle des neuen Hauptsitzes tritt, betritt geradewegs die Zukunft, die die Gruppe plant. Eine moderne Gestaltung, d. h. nachhaltig, verantwortungsbewusst und innovationsorientiert. Zunächst wird der Besucher von dem beeindruckenden Holzgitter gefesselt. Dieser 240 Meter lange Tunnel aus sich kreuzenden Trägern überspannt eine innere Betonstruktur. In diesem Bürokomplex sind insbesondere Mitarbeitende aus der Produkt-, Finanz-, Marketing- und Design-Abteilung untergebracht. Sie arbeiten in einem luftigen Bau, der über fünf Etagen auf offene Räume setzt. Die transparenten Balustraden verstärken diesen offenen Eindruck. Hier und da erstreckt sich das grüne Laub von Bucida buceras, dem Schwarzen Olivenbaum, über zwei Ebenen. Der tropische Baum gedeiht prächtig in Innenräumen. In Bezug auf die Holzgitterkonstruktion weist Carlo Giordanetti darauf hin, dass sie «sich ganz von allein trägt und nicht am zentralen Baukörper befestigt ist». Jedes Teil dieser ungewöhnlichen Holzgitterschale ist eine Massanfertigung und die jeweilige Positionierung wurde mit moderner 3D-Technologie definiert (siehe Kasten). Das Gitter besteht aus  Schweizer Holz, hauptsächlich Fichte, und bildet ein Mosaik aus Waben. Die Hülle gewährleistet nach dem Vorbild einer echten Haut die Verbindung zwischen Innen und Aussen. Regen, Schnee, Wind, Hitze, Kälte. Das Gebäude passt sich der Witterung an und die Wabenelemente der Fassade spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Die meisten dieser Waben sind opak und mit einer extrem witterungsbeständigen und lichtundurchlässigen Aussenfolie versehen. Einige lassen sich öffnen, während andere mit Photovoltaikzellen ausgestattet sind. Diese produzieren insgesamt 212,3 MWh Strom pro Jahr, was dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 61 Haushalten entspricht.

« Diese Form überrascht in der Welt der Uhren. Das entspricht sehr gut dem Geist unseres Unternehmens. »

EIN LEBENDIGEN HABITAT

Die Waben haben die Form von Kissen. Sie sind mit Luft aufgepumpt und in der Mitte zur Wärmedämmung mit lichtdurchlässigen Polycarbonatplatten versehen. Die Kissen, die auch einer Belastung durch Schnee oder Eis gewachsen sind, werden ständig leicht belüftet. Und dann gibt es noch transparente Wabenelemente aus durchsichtigem Glas. «Wir lernen in diesem lebendigen Habitat zu leben», sagt Carlo Giordanetti. Dank des Energiekonzepts lassen sich Gebäudefunktionen wie Lüftung, Kühlung, Heizung und Grundbeleuchtung sowohl für den Swatch Hauptsitz als auch für die Cité du Temps autonom betreiben. Das Grundwassernutzungskonzept sichert die Beheizung und Kühlung des neuen Gebäudes. Neun verteilte unterirdische Brunnen sowie zwei ehemalige Öltanks dienen als Wasserspeicher. Neben Werkstoffen und Energie bedeutet Nachhaltigkeit auch die Gesundheit der Mitarbeitenden. Heute arbeiten 260 Mitarbeitende am neuen Hauptsitz, der für bis zu 400 Personen ausgelegt ist. «Wir haben ausreichend Platz. Der Raum ermöglicht eine gute Kommunikation, aber jeder kann sich zum Arbeiten zurückziehen», bemerkt Carlo Giordanetti und weist darauf hin, dass ein besonderes Augenmerk auf die Schalldämmung gelegt wurde. «Das war eines unserer Anliegen», sagt er.

ES HERRSCHT RUHE IN DEM GEBÄUDE

Zu den Mitteln, um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, gehört die Wahl der Inneneinrichtung, die vom mikroperforierten Schrank über die grossen ebenfalls perforiert Holzelemente in Form von Schweizer Kreuzen, die in bestimmte Waben eingebettet sind, bis zur Lampe mit schallabsorbierender Platte reicht. Die Kreuze sind nicht nur dekorativ, sondern verbessern die Akustik. Wer sich zwischen den verschiedenen Ebenen bewegt, spürt die tiefe Ruhe, die das Gebäude ausstrahlt. Mit diesem Bauwerk erhält Swatch erstmals einen Hauptsitz, der seinem Wachstum gerecht wird. Er veranschaulicht die Kehrtwende, die das Uhrenimperium in den letzten Jahren vollzogen hat. Nahezu vierzig Jahre lang basierte sein Erfolg auf Kunststoff. Doch seit 2020 kommen biobasierte Materialien und seit 2021 kommt ein neuer, von Swatch entwickelter Werkstoff zum Einsatz: Bioceramic, ein Hybrid aus Keramik und biobasiertem Kunststoff, der aus Rizinusöl gewonnen wird.

«DIE MENGE AN VERBRAUCHTEM HOLZ WÄCHST IN ZWEI STUNDEN NACH»

«Eine der grossen Herausforderungen war die Gestaltung der enormen Holzstruktur dieses neuen Hauptsitzes», verrät Carlo Giordanetti. Eine Zahl, die den Creative Director von Swatch Management nach wie vor verblüfft: «Die Menge an verbrauchtem Holz wächst in zwei Stunden nach!» Auf den gesamten Waldbestand unseres Landes bezogen wäre dies nämlich die erforderliche Zeit, damit das Äquivalent der eingesetzten 1997 Kubikmeter Schweizer Holz nachwächst. Für das Unternehmen Blumer-Lehmann AG erforderte die Realisierung dieser Holzkonstruktion extrem präzise Pläne. Da die klassische zweidimensionale Darstellung der Komplexität der Struktur nicht gerecht wurde, kam 3D-Technologie zum Einsatz. Diese im Vorfeld geleistete immense Arbeit erleichterte den Profis den Zusammenbau und die einzelnen Teile passten mit einer Toleranzspanne von knapp fünf Millimetern perfekt aneinander. Bei der Montage mussten zunächst die Querelemente verankert werden. Dann wurde auf beiden Seiten von unten nach oben weitergearbeitet, bis sich die beiden Seiten in der Mitte trafen. Neben dem ästhetischen Aspekt erfüllte die Wabenkonstruktion zudem die Anforderung, Klimaanlage, Heizung, Lüftung, Feuerlöschsystem und nicht zuletzt ein umfangreiches Kabelnetz zu integrieren.

EIN HUMANITÄRER ARCHITEKT

Als Kind sammelte Shigeru Ban Kleinholz auf den Baustellen und wollte Zimmermann werden. Und in gewisser Weise ist der 1957 in Tokio geborene berühmte Architekt seinem Traum treu geblieben, denn Holz ist einer seiner liebsten Werkstoffe. Shigeru Ban, aus dessen Feder der neue Hauptsitz von Swatch sowie die neue Omega Manufaktur und die Cité du Temps stammen, ist insbesondere für sein humanitäres Engagement bekannt. So realisierte er bereits Behelfsunterkünfte aus Kartonröhren für die Opfer von Naturkatastrophen. Ebenso ist er der Schöpfer einer behelfsmässigen Kathedrale. Diese wurde für die Dauer des Wiederaufbaus der durch ein Erdbeben beschädigten Kathedrale im neuseeländischen Christchurch errichtet. Die Wege von Swatch und dem mit zahlreichen Auszeichnungen geehrten Shigeru Ban hatten sich schon früher gekreuzt. Er hatte für die Gruppe das 2007 eingeweihte Nicolas G. Hayek Center in Tokio entworfen, das sich durch seine begrünte Wand auszeichnet.

IN ZAHLEN

  • 125 Millionen Franken, die Kosten für den neuen Swatch-Hauptsitz.
  • 240 m lang, 35 m breit und 27 m hoch.
  • 4600 Holzelemente für einen Rauminhalt von 1997 m3.
  • 2800 Wabenelemente, die die Fassade bilden.
  • 1770 m2 Photovoltaik-Module.
  • 25 000 m2 Nutzfläche auf 5 Etagen.
  • 120 neu gepflanzte Bäume im Aussenbereich.
  • 400 Mitarbeitende, maximale Kapazität des Gebäudes.

 

Pierre Köstinger