DOSSIER
LÖSUNGEN FÜR SPARSAMEREN WOHNRAUM
Um unsere Klimaverpfl ichtungen einzuhalten, hat die Effi zienzsteigerung des Immobilienbestandes oberste nationale Priorität. Auch auf individueller Ebene lassen sich durch Sanierungen im eigenen Heim erhebliche Einsparungen erzielen. Unser Dossier gibt Ihnen einen Überblick über neue Baumaterialien und aktuelle Fördermittel.
Energetische Sanierung: Was Sie für die Umwelt tun können
Der Schweizer Immobilienbestand ist ein Energiefresser, denn er allein verschlingt 40 % des gesamten Energieverbrauchs des Landes. Wenn die Schweiz ihr Klimaneutralitätsziel bis 2050 erreichen will, muss sie im Bausektor ansetzen und die Sanierung und Modernisierung von öffentlichen und privaten Gebäuden fördern. Hier einige Ansätze, um den Stein ins Rollen zu bringen.
Die Schweiz steht vor einer Mammutaufgabe: Sie muss ihren Gebäudebestand modernisieren, um den Ausstoss von Treibhausgasen zu ver- ringern. Von Holzchalets über historische Steinbauten bis hin zu Mietobjekten, Ein- und Mehrfamilienhäusern gibt es in der Schweiz über 2,3 Millionen Gebäude, von denen laut EnergieSchweiz eine Million dringend sanierungsbedürftig sind. Diese Problematik rückte im vergangenen Jahr in den Vordergrund, als Aktivisten der Gruppierung Renovate Switzerland Brücken und Fahrbahnen blockierten, um die Bevölkerung zu warnen und die Behörden aufzufordern, zum Wohle des Planeten zu handeln. Einige Aktivisten klebten sogar ihre Hände auf dem Asphalt fest. Wenngleich das Vorgehen auf reichlich Unmut stiess, machte die Aktion eines deutlich: Die energetische Sanierung von Gebäuden ist unerlässlich, wenn das Land seine internationalen Verpfl ichtungen erfüllen und bis 2050 kein CO2 mehr in die Atmosphäre freisetzen will.
ENERGIESCHLEUDERN IM VISIER
Schlecht isolierte Wände, Dächer, Böden oder Fenster – Tausende von Immobilien gelten heute als Energiefresser. «Sie allein verursachen mehr als ein Drittel der schweizerischen CO2-Emissionen», räumt Sandrine Klötzli, Kommunikationsberaterin für das Gebäudeprogramm des Bundes, ein. Sie sind für 44 % des gesamten Energieverbrauchs des Landes verantwortlich. Daher ist es notwendig, auf erneuerbare Energien umzusteigen, wenn man zum Schutz der Umwelt beitragen, aber auch langfristig Geld sparen will.» Um diesen Übergang zu fördern, werden immer mehr Aktionen und Aufklärungs-kampagnen durchgeführt. Denn derzeit werden noch mehr als die Hälfte der Gebäude mit fossilen Brennstoff en beheizt, sei es mit Heizöl (30 %) oder Erdgas (25 %).
DIE BAUSTELLE DES JAHRHUNDERTS
Die energetische Sanierung des Landes steckt jedoch nicht mehr in den Kinderschuhen. Seit 2010 wurden bereits knapp 3 Milliarden Franken in die S nierung des Gebäudebestands diesseits und jenseits der Saane investiert. Allein im Jahr 2021 zahlte das Gebäudeprogramm Subventionen in Höhe von 361 Millionen Franken aus, fast 21 % mehr als in 2020. Ein Rekord. Im besagten Jahr wurden 14 000 auf fossilen Brennstof- fen basierende Heizsysteme durch Anlagen ersetzt, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, hauptsächlich Wärmepumpen, wie das Bundesamt für Energie mitteilt. Wie kann man als Mieter oder Vermieter nun seinen Teil zur Energiewende beitragen? Fachleute empfehlen, vor Beginn der Modernisierungsarbeiten einen Experten zu beauftragen, der das gesamte Haus gründlich prüft und einen kantonalen Ge- bäudeenergieausweis (GEAK) erstellt. Dieser landesweit anerkannte Ausweis hilft, den Umfang der Massnahmen abzuschätzen, die ergriff en werden müssen, um die Effizienz des Hauses zu verbessern. Die Diagnose wird vor Ort erstellt. «Mit dem GEAK kann man die Qualität der ther- mischen Hülle eines Gebäudes beurteilen, aber auch seine Gesamtenergiebilanz und seine CO2-Emissionen», erklärt Olivier Meile, Leiter der Westschweizer Agentur Minergie-CECB. Am Ende dieses Gutachtens fällen die Fachleute ihr Urteil mithilfe eines Farbcodes und Noten von A bis G, die mit denen auf den Etiketten von Konsumgütern vergleichbar sind. Liegt ein Gebäude im roten Bereich, ist es eine Energieschleuder und sollte dringend optimiert werden. Liegt es hingegen im grünen Bereich genügen geringfügige Verbesserungen. Der GEAK-Plus-Ausweis bietet den Auftragnehmern zusätzlich einen Bericht, in dem mehrere Varianten einer individuellen energetischen Sanierung geprüft werden. Der Eigentümer kann sich dann in voller Kenntnis der Sachlage für eine davon entscheiden. «Seit dem 1. Januar wird die Bewertung der direkten CO2-Emissionen von Gebäuden, die mit Gas oder Öl beheizt werden, in diesem Dokument erfasst», betont Olivier Meile. «Wenn ein Gebäude auf fossile Brennstoffe zurückgreift, entstehen problematische Emissionen, auch wenn auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert ist. Der GEAK ermöglicht es nun, die Bevölkerung in diesem Punkt zu sensibilisieren.»
«Daher ist es notwendig, auf erneuerbare Energien umzusteigen, wenn man zum Schutz der Umwelt beitragen, aber auch langfristig Geld sparen will.»
EINE BREITE PALETTE AN ZUSCHÜSSEN
Sobald die Diagnose gestellt und der Betrag der Sanierungsarbeiten geschätzt wurde, ist es sinnvoll, sich nach möglichen Förderungen in Ihrer Region zu erkundigen. Der Bund, die Kantone und die Gemeinden verfügen über einen umfangreichen Katalog an Fördermitteln und Subventionen, die Hausbesitzer in Anspruch nehmen können, um sich die Rechnung – ein wenig – zu versüssen. Ob Sie den Heizkessel durch eine Wärmepumpe ersetzen, die Aussen- oder Innenwände besser isolieren oder die Fenster austauschen möchten – die Auswahl an Sanierungsmassnahmen ist gross. Diese Arbeiten können sich schnell auf den Komfort der Bewohner auswirken, aber nicht nur das. Langfristig ist der Einsatz erneuerbarer Energien rentabel, betonen Experten, und eine Modernisierung Ihres Hauses verleiht Ihrer Immobilie einen erheblichen Mehrwert, den Sie bei einem möglichen Verkauf geltend machen können. Auch als Mieter kann man seinen ökologischen Fussabdruck reduzieren und dabei gleichzeitig Geld sparen. Vermutlich hat jeder noch die Empfehlungen der Behörden des vergangenen Jahres im Kopf, über die viele nur schmunzeln konnten. Doch mit dem Aufruf, die Raumtemperatur zu senken, einen Topf beim Kochen mit einem Deckel abzudecken oder das Duschen zeitlich zu begrenzen, hat der Bund eine Bewegung in Gang gesetzt, die das kollektive Verantwortungsbewusstsein für dieses brennende Thema stärkt. Hier sind einige Beispiele, wie Sie schon heute dazu beitragen können, die Treibhausgasemissionen des Landes zu senken.
Céline Duruz
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