KOMPAKT
HOCHALPINE SOLARSTROMERZEUGUNG
Im Landschaftspark Binntal in der Gemeinde Grengiols (VS) soll in 2500 m Höhe die grösste Solaranlage unseres Landes entstehen (computergeneriertes Bild). Dies ist eines der sechs Solarparkprojekte, die im Wallis im Zusammenhang mit den Sofortmassnahmen geplant sind, um den Anteil einheimischer erneuerbarer Energie zu steigern. So könnten in wenigen Jahren an die 910 000 Fotovoltaik-Module 600 GWh Strom pro Jahr liefern, was dem Verbrauch von 200 000 Haushalten entspricht. Angesichts des heftigen Widerstands, der sich bereits bei ähnlichen Projekten formiert hat, sind sich die Projektträger – die Gemeinde Grengiols und fünf Energieunternehmen – ihrer Verantwortung bewusst. Eine Begleitgruppe, Treffen und ein Umweltmonitoring sind geplant.
LASST UNS FLASCHEN SPÜLEN!
In unserem Land beläuft sich die offizielle Recyclingquote für Glasverpackungen auf 94 %. Dieser Prozentsatz bezeichnet in Wirklichkeit das Sammeln, während zwei Drittel der Behältnisse exportiert und ein Drittel insbesondere zu Baumaterial weiterverarbeitet wird. Um die Verschwendung zu minimieren, hat die Schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung das Projekt Au REverre gestartet. Ziel ist die Wiederverwendung von Glasflaschen durch die Dokumentation von Erfolgsbeispielen – ein Zürcher Weingut praktiziert das seit 1963 (Foto) – oder durch Pilotprojekte. Hierzu zählt beispielsweise das Projekt «ça Vaud l’retour», an dem lokale Getränkehersteller, Verkaufsstellen und Logistikakteure in mehreren Städten am Genfer See beteiligt sind.
NEUE TOOLBOX
17 Nachhaltigkeitsziele stehen auf der von der UNO erstellten Agenda 2030. Hierzu zählen die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit, die Förderung einer umweltfreundlichen Landwirtschaft, die Förderung eines verantwortungsbewussten Konsums, der Kampf gegen den Klimawandel oder auch der Erhalt der terrestrischen Ökosysteme. Da auch die Schweiz dazu aufgerufen ist, sich diesen dringlichen Herausforderungen zu stellen, hat die Eidgenossenschaft für die Kantone und Gemeinden eine Plattform entwickelt, um deren Massnahmen zu initiieren und zu unterstützen. Die Toolbox2030 bietet daher viele Tipps, die sich unverzüglich in die Praxis umsetzen lassen.
6%
Das vergangene Jahr war geprägt von geringem Schneefall und anhaltenden Hitzewellen und hatte katastrophale Auswirkungen auf die Schweizer Gletscher. Die Schmelzraten übertrafen die früheren Rekorde, die auf die Hitzewelle von 2003 zurückgehen, bei weitem. Denn im Jahr 2022 verloren die Gletscher fast drei Kubikkilometer Eis, also über 6 % des verbliebenen Volumens, wie die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) mitteilte. Und bislang galt bereits ein Eisverlust von 2 % pro Jahr als «enorm»! Besonders die kleinenGletscher haben gelitten: Der Pizolgletscher (SG), der Vadret dal Corvatsch (GR) und der Schwarzbachfirn (UR) sind praktisch verschwunden und die Messprogramme wurden eingestellt.
FÜR E-AUTOS LÄUFT‘S
Die Elektromobilität begeistert die Autofahrer nach wie vor. Der Verkauf von Neuwagen lag 2022 zwar deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau, doch die E-Modelle sind die klaren Gewinner. Der Anteil an Neuwagen, die am Stromnetz geladen werden können, seien sie nun 100 % elektrisch oder Plug-in-Hybride, beläuft sich auf 24,3 %, wie der Verband Swiss eMobility mitteilte, der die Entwicklung dieser Art von Mobilität in unserem Land unterstützt. In den Kantonen Zug, Nidwalden, Schwyz und Zürich sind die höchsten Verkaufszahlen zu verzeichnen. Die öffentliche Lade-Infrastruktur ist mit 556 zusätzlichen Ladepunkten im Vergleich zu 2021 um 35 % gewachsen. Doch im europäischen Vergleich liegt die Schweiz bei der Elektrifizierung nach wie vor zurück. In diesem Bereich belegt Norwegen vor Island und Schweden den Spitzenplatz.
WATT D’OR – DAS GÜTESIEGEL FÜR ENERGIEEXZELLENZ
Das Bundesamt für Energie hat wie zu Beginn eines jeden Jahres seine berühmten Watt d’Or verliehen, mit denen vielversprechende Initiativen und Technologien ausgezeichnet und wertgeschätzt werden. Die Preisverleihung fand bereits zum 16. Mal statt und Refugees go Solar+ (Foto) erhielt den Spezialpreis der Jury. Initiiert wurde das Programm von den beiden Berner Nichtregierungsorganisationen Solafrica und Root & Branch und es löst zwei Probleme. Einerseits fehlen der Schweizer Photovoltaik-Branche Fachkräfte. Andererseits lässt sich dieser Fachkräftemangel nicht durch Geflüchtete beheben, da deren Qualifikation bei uns nicht anerkannt wird. Die Lösung: Wie bei einer Berufslehre erfolgt die Branchenqualifizierung stufenweise on-the-job bei rund 50 Partnerunternehmen aus der Solarbranche
SYNERGIEN FÜR EINE EFFIZIENZSTEIGERUNG
Die Dekarbonisierung und die Einbindung neuer erneuerbarer Energien in die Netze setzen technische und praktische Fähigkeiten voraus, die von einer gemeinsamen Nutzung profitieren. Zu diesem Zweck haben die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (ETHL) und das Infrastrukturunternehmen Services industriels de Lausanne (SiL) einen Zusammenarbeitsvertrag über fünf Jahre unterzeichnet. Optimierung von Infrastrukturen, Spe chersysteme, Energieeffizienz: Diese Vereinigung wird die Umsetzung von Projekten erleichtern und gleichzeitig die Ausbildung unterstützen. So absolvieren derzeit Ingenieure und Studierende (Foto) ein Praktikum bei SiL im Rahmen von Forschungsarbeiten, die zum einen darauf abzielen, die Biomasseflüsse in Lausanne zu quantifizieren und dabei das Potenzial für die energetische Verwertung zu ermitteln und zum anderen die Auswirkungen eines CO2-neutralen Stadtquartiers auf die Energienetze zu simulieren.
DIE SCHWEIZ MUSS DEN KREISLAUF FÖRDERN
Die erste Studie «Circularity Gap Report Switzerland» hat kürzlich aufgezeigt, dass lediglich 6,9 % der in der Schweizer Wirtschaft verwendeten Rohstoffe und verarbeiteten Materialien aus sekundären Quellen wie Recycling stammen. Der weit überwiegendere Teil davon stammt aus primären Quellen und wird im Ausland abgebaut, was zu erheblichen Umweltauswirkungen in Sachen CO2-Emissionen und Abfällen führt, so die Studie. Die Schweiz verbraucht jährlich etwa 163 Millionen Tonnen neue Rohstoffe, was 19 Tonnen pro Kopf entspricht und weit über dem geschätzten nachhaltigen Niveau von acht Tonnen liegt. Um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, wurde ein nationaler Aktionsplan ins Leben gerufen, an dem über 200 Akteure beteiligt sind, darunter öffentliche und private Unternehmen, Hochschulen, öffentliche Stellen, politische Entscheidungsträger und NGOs.
ZUKUNFTSBERUFE
Ökologie macht Schule! Der Waadtländer Staatsrat möchte nämlich einen Betrag von sieben Millionen Franken aus seinem Klimaplan dafür verwenden, schulische Einrichtungen in ihrer Nachhaltigkeitsdynamik zu unterstützen und zu begleiten. Somit werden verschiedene pädagogische Projekte gefördert, die junge Menschen dazu anregen, sich für Berufe im Zusammenhang mit dem ökologischen Wandel zu entscheiden, darunter das Labor für Energie und E-Mobilität im Berufsausbildungszentrum im nördlichen Waadtland in Yverdon-les-Bains. Innerhalb von zwei Jahren wird dem Grossen Rat ein neuer Kredit in Höhe von drei Millionen Franken vorgelegt, um die ersten Massnahmen zu konsolidieren.