Städtebau
Landschaftsgestaltung, die neue Grösse im Städtebaues
Sie sind weit mehr als einfache Gärtner, die erst ganz am Ende einer Baustelle Hand anlegen. Heute sind die Fachleute für Landschaftsgestaltung bereits ab den ersten Skizzen in den grössten städtischen Bauprojekten involviert. Denn die Gestaltung hochwertiger Grünflächen, die die Biodiversität fördern, will gelernt sein.
Die Natur ins Stadtbild zurückzuholen, will gelernt sein. Die grundlegende Entwicklung der Stadtplanungspraktiken hat die Landschaftsgestaltung in den vergangenen Jahren wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt. Das reduzierte Bild des Handwerkers, der sich damit begnügt, am Ende der Bauarbeiten Hand anzulegen, indem er den Rasen rund um die neu entstandenen Gebäude sät, gehört längst der Vergangenheit an. Fachkundige im Bereich der Landschaftsgestaltung zählen heute zu den unverzichtbaren Akteuren bei den grössten urbanen Bauprojekten. «Es gibt ein echtes Bewusstsein für mehr Natur in der Stadt», bemerkt Sarah Germanier, Gründerin des Unternehmens Taïga, Landschaftsarchitektin und Spezialistin für nachhaltiges Management. «Daher hat man schnell erkannt, dass es für die Schaffung hochwertiger Grünflächen notwendig ist, auf Fachleute zurückzugreifen und sie von den ersten Projektskizzen an miteinzubeziehen. In früheren Zeiten war es im Übrigen die Aufgabe der Gärtner, umfangreiche Naturareale zu entwerfen. Heute kommen wir wieder dorthin zurück.» Die Waadtländer Unternehmerin weiss, wovon sie spricht, denn sie steht heute an der Spitze eines Planungsbüros mit rund zwanzig Mitarbeitenden, das mit der Konzeption von landesweiten Bauprojekten beauftragt ist. Insbesondere bei Dachbegrünungen ist ihre Expertise gefragt: «Sie sind eine hervorrgende Möglichkeit, um den Wert eines Quartiers in Bezug auf Biodiversität, Lebensqualität und sogar öffentliche Gesundheit zu steigern», sagt sie. Sie verbessern zudem die Isolierung des Daches und fördern die Wasserrückhaltung, wodurch unterirdische Netze erhalten bleiben. Um wirklich brauchbare Lösungen für den städtischen Grüngürtel zu erhalten, bedarf es jedoch eines erheblichen Know-hows.» Obwohl Gründächer von mehreren Schweizer Städten weitgehend gefördert werden, sind sie immer noch zu wenig bekannt, und Sarah Germanier hat aufgehört zu zählen, wie oft sie die Bewohnerschaft eines Gebäudes beruhigen musste, die befürchtete, dass ihr Haus im Falle einer Dachbegrünung von Insekten befallen würde. Doch die Denkweisen ändern sich, Pflanzen erobern ihren Raum und Landschaftsgestalter undgestalterinnen erhalten ihr gebührendes Ansehen zurück. Was ihre jahrelange Erfahrung Sarah Germanier gelehrt hat? «Dass nichts so harmonisch funktioniert, wie wenn man sich die Natur zum Vorbild nimmt.»
Clément Grandjean
Sarah Germanier leitet ein Unternehmen mit rund 20 Beschäftigten, die sowohl für private als auch für öffentliche Auftraggebende tätig sind.